<(04.12.2025 ML) Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz informiert:
Blauzungenkrankheit
Bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich um eine virusbedingte, hauptsächlich akut verlaufende Krankheit bei der Schafe und Rinder, aber auch Ziegen, Kameliden (bspw. Lamas und Alpakas) und Wildwiederkäuer sind empfänglich. Betroffene Tiere, vor allem Schafe, aber auch Rinder leiden mitunter schwer. Erkrankte Tiere können wieder ausheilen, jedoch kann es auch zu Todesfällen führen. Übertragen wird das Virus durch kleine blutsaugende Stechmücken, sogenannte Gnitzen.
Im vergangenen Jahr führten Infektionen durch das Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV-3) zu enormen Verlusten in niedersächsischen Schaf- und Rinderhaltungen. Vor allem aufgrund einer positiven Entwicklung der Impfquote, insbesondere bei Schafen, wurden in Niedersachsen 2025 weitaus weniger Ausbrüche der Blauzungenkrankheit festgestellt.
Verschiedene Serotypen des Virus der Blauzungenkrankheit sind in ganz Europa nachweisbar. So zirkulieren beispielsweise in Frankreich die Serotypen 3, 4 und 8, in der Schweiz die Serotypen 3 und 8, in Österreich hauptsächlich Serotyp 3 und 8. Jedoch wurde dort, sowie auch in Norditalien, auch der Serotyp 4 bereits nachgewiesen.
Aufgrund der Seuchenlage in Bezug auf BTV in den Nachbarländern besteht ein erhöhtes Risiko für einen Eintrag anderer Serotypen als BTV-3 nach Deutschland, so dass BTV-8 im Oktober 2025 erstmals wieder seit 2021 in Deutschland – zunächst am 08.10.2025 in Baden-Württemberg und kurze Zeit später auch in Bayern – nachgewiesen werden konnte. Am 06.11.2025 wurde BTV-8 schließlich auch im Saarland und am 26. November 2025 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Auch in Bayern und vor allem Baden-Württemberg erfolgten seitdem weitere Feststellungen. Entsprechend befinden sich nach aktuellem Stand nun ganz Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, die Regierungsbezirke Oberbayern und Niederbayern sowie Teile Hessens in einer Sperrzone. Für Verbringung von Tieren empfänglicher Arten aus der BTV- 8-Sperrzone heraus gelten strenge Vorgaben (siehe tierseucheninfo.niedersachsen.de).
Aufgrund dieser Ausbrüche ist davon auszugehen, dass auch für niedersächsische Betriebe spätestens mit steigenden Temperaturen mit einem erhöhten Risiko der Einschleppung anderer Serotypen, vor allem BTV-8 und BTV-4, gerechnet werden muss. Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr und auch bei den vorherigen Blauzungengeschehen in Deutschland haben wiederholt eindrucksvoll gezeigt, dass durch die Impfung ein wirksamer Schutz der empfänglichen Tiere gegen das Virus erreicht werden kann. Die Impfung bietet den einzigen Schutz der Tiere vor einem schweren Krankheitsverlauf und wirtschaftlichen Verlusten, so dass eine Impfung empfänglicher Wiederkäuer gegen die Serotypen 3, 4 und 8 auch dringend in Regionen empfohlen wird, in denen die Serotypen aktuell noch nicht nachgewiesen wurden.
Halterinnen und Haltern von Rindern, Schafen und Ziegen wird daher erneut die Impfung gegen den immer noch zirkulierenden Serotyp 3 und gegen den Serotyp 4 und 8 empfohlen. Es besteht keine Kreuzimmunität zwischen den Serotypen, Impfungen gegen einen der Serotypen bieten keinen Schutz gegen die anderen Serotypen. Im Falle der Impfung gegen BTV 4 und 8 kann jedoch ein Kombinationsimpfstoff eingesetzt werden.
Die Tiere sollten einen vollständigen Immunschutz vor dem Beginn der Vektorsaison (Gnitzen) entwickelt haben. Die Verfügbarkeiten der Impfstoffe sind bei den jeweiligen Impfstoff-Herstellern zu erfragen.
In der Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts vom 15.05.2025 wird das Risiko der Übertragung von BTV-4 und BTV-8, jedoch auch vom Virus der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit (EHDV, hier vor allem von EHDV-8) nach Deutschland durch Windverdriftungen von Gnitzen in Kombination mit legalem Handel in den Monaten
- Dezember bis März als vernachlässigbar,
- April und November als mäßig und
- Mai bis Oktober als hoch eingeschätzt.
Epizootische Hämorrhagische Krankheit
Bei der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit (EHD) handelt es sich um eine virale Infektionskrankheit mit gleichem Wirtsspektrum und ähnlichem Verlauf wie die Blauzungenkrankheit. Allerdings sind von den Nutztieren Rinder am stärksten betroffen. Das EHD-Virus ist eng verwandt mit BTV und wird ebenfalls von Gnitzen übertragen. Seit 2022 tritt die EHD in Europa auf. Seither wurden Fälle in Italien (Sardinien, Sizilien) und Südspanien gemeldet. In 2023 folgten weitere Erkrankungen in Portugal, Nordspanien und Frankreich. In Frankreich ist aktuell vor allem der Südwesten des Landes betroffen (s. Tierseucheninfo.niedersachsen.de)
Entsprechend der Leitlinien der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) ist eine Impfung die einzige Möglichkeit zum Schutz vor einer Infektion. Seit Juni 2025 gibt es in Deutschland einen Impfstoff gegen EHDV-8 mit einen zugelassenen Impfstoff.
Immunologische Arzneimittel nebst Zulassungsinhaber, darunter Impfstoffe für Rinder, finden Sie unter https://www.pei.de/DE/arzneimittel/tierarzneimittel/rinder/rinder-node.html, immunologische Arzneimittel nebst Zulassungsinhaber, darunter Impfstoffe für Schafe, unter https://www.pei.de/DE/arzneimittel/tierarzneimittel/schafe/schafe-node.html.
Die Verfügbarkeiten des Impfstoffes ist bei den jeweiligen Impfstoff-Herstellern zu erfragen.
Bisher ist das Virus nicht in Deutschland aufgetreten. Bei Vorliegen eines Verdachts ist eine Untersuchung zur Abklärung zu veranlassen, um mögliche Infektionen mit dem EHD-Virus schnell erkennen zu können.
Lumpy Skin Krankheit
Die Lumpy Skin Krankheit (Lumpy Skin Disease, LSD) ist eine unmittelbar zu bekämpfende Seuche. Die Viruserkrankung betrifft überwiegend Rinder und wird hauptsächlich durch blutsaugende Insekten (Arthropoden Vektoren) mechanisch übertragen. Sie breitet sich seit einigen Jahren zunehmend in Europa und Südostasien aus. Im Juni 2025 meldete Italien erste Ausbrüche von LSD in Sardinien und Norditalien (Mantua, Lombardei). Ende Juni 2025 meldete dann auch Frankreich seinen ersten LSD Ausbruch in der Region Savoie nahe der Grenze zur Schweiz, gefolgt von Spanien (Katalonien) Anfang Oktober 2025 (s. auch Tierseucheninfo.niedersachsen.de). Entsprechende Impfkampagnen werden durchgeführt. Die Entwicklung der Seuche zeigt, dass das LSD-Virus fähig ist, überraschend in neue Gebiete einzudringen.
Deutschland ist bisher frei von der Seuche. Aufgrund der momentanen Ausbreitung der Krankheit ist es jedoch wichtig, verdächtige Symptome bei Rindern abklären zu lassen. Bei Verdacht ist umgehend das zuständige Veterinäramt zu informieren.
Eine Information des
Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Referat 203 – Tierseuchen, Tierseuchenkasse, Beseitigung tierischer Nebenprodukte
Calenberger Straße 2
30169 Hannover